Die Sorge über die Zukunft der Apotheken im Landkreis Wesermarsch ist groß.So groß, dass Landrat Stephan Siefken sich jetzt an die Landesregierung sowie die zuständigen Landtags- und Bundestagsabgeordneten wenden wird. Das Ziel: Die bestehenden Standorte dauerhaft zu sichern. Anlass für die Initiative ist ein Spitzentreffen des Landrats und der zuständigen Dezernentin, Sindy Nestler, mit Vertreterinnen und Vertretern der örtlichen Apotheken, der niedersächsischen Apothekerkammer und des Apothekerverbands Ende vergangener Woche im Kreishaus in Brake.

„Die Versorgung der Menschen durch Apotheken vor Ort muss unbedingt aufrechterhalten werden. Schon jetzt müssen Betroffene, die für Medikamente auf den Nacht- und Notdienst angewiesen sind, kaum zumutbare Fahrtwege bewältigen“, bemängelt Stephan Siefken. Dies stelle inzwischen auch ein Problem für den Tourismus dar. Die Entwicklung lässt sich an Zahlen festmachen: Sicherten vor etwa fünf Jahren noch 23 Apotheken die Versorgung der Menschen in der Wesermarsch, sind es jetzt nur noch 17. „Die Schließung von Standorten ist nicht nur von Nachteil für die Bevölkerung, sondern sie geht auch zu Lasten der verbliebenen Apotheken, die Not-und Nachtdienste per Gesetz sicherstellen müssen“, ergänzt Dezernentin Sindy Nestler. „Die sich verschlechternde ärztliche Versorgung ist eng mit dem Apothekensterben im ländlichen Raum verknüpft.“

Während des Spitzengesprächs im Kreishaus schilderten die betroffenen Vertreterinnen und Vertreter der Branche die Ursachen für die aktuelle Entwicklung. Und diese sind vielfältig: Neben Budget-Kürzungen, die die Bundesregierung für den Verkauf von Arzneimitteln auf den Weg gebracht hat, verschärfen die Inflation und steigende Kosten die wirtschaftliche Situation. Und wie in vielen anderen Bereichen, erschwert auch der Fachkräftemangel den Fortbestand
einzelner Apotheken. „Unter den bestehenden Umständen ist es ausgeschlossen, dass in unserem Landkreis neue Apotheken eröffnen werden. Wir stehen schon jetzt mit dem Rücken zur Wand“, erklärt der Nordenhamer Apotheker Marco Zinn. Er ist Delegierter des Landesapothekerverbands für den Bezirk Oldenburg und spricht stellvertretend für viele seiner Kolleginnen und Kollegen.

Stephan Siefken wird in einem Schreiben an die niedersächsische Landesregierung sowie an die zuständigen Landtags- und Bundestagsabgeordneten aus der Region auf die spürbare Versorgungsnot im ländlichen Raum aufmerksam machen. „Wenn sich etwas ändern soll, müssen wir die Probleme benennen und Lösungen von den Entscheidungsträgern in Bund und Land einfordern“, so Siefken. Die Lieferengpässe für bestimmte Medikamente hätten in den vergangenen Monaten besonders sichtbar gemacht, welche Bedeutung die Leistungen der Apotheken für die Gesellschaft haben. „Eine Verschlechterung der Situation und die drohende Schließung weiterer Standorte in der Wesermarsch muss vermieden werden“, so der Landrat. Stephan Siefken und Sindy Nestler sehen die Chance, dass von Niedersachsen ein Impuls ausgeht, um die Medikamentenversorgung der Menschen dauerhaft zu gewährleisten.

Der Kreisausschuss für Soziales, Gesundheit und Integration wird sich in seiner Sitzung am Dienstag (21. Februar) mit dem Thema befassen. Beginn ist um 16.30 Uhr im Großen Sitzungssaal des Kreishauses an der Poggenburger Straße 15 in Brake.

Spitzentreffen im Kreishaus. Vertreterinnen und Vertreter der Apotheken in der Wesermarsch schilderten Landrat Stephan Siefken (4. v. l.) und Dezernentin Sindy Nestler (sitzend r.) die Situation.