Internationaler Frauentag am 8. März – Wesermärschler*innen drücken Unterstützung aus

Am 8. März jährt sich zum 112. Mal der Internationale Frauentag. Ein Termin und Aktionstag, welcher auch in der Wesermarsch von großer Bedeutung ist. „Es geht bei diesem Tag um Chancengleichheit, so dass alle Frauen die gleichen Möglichkeiten erhalten, wie Männer sie innehaben“, erläutert Maren Ozanna, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Wesermarsch. „Noch immer nehmen Männer die Vormachtstellung durch die patriarchalen Strukturen dieser Gesellschaft ein und deshalb ist der Internationale Frauentag nach wie vor von großer Bedeutung. Auch heute haben Frauen noch nicht die gleichen Chancen und Startvoraussetzungen wie Männer“, betont Ozanna.

Dieses betreffe ganz unterschiedliche Lebensbereiche, sagt Ozanna und nennt Beispiele: „Im Gesundheitswesen fließen häufig noch Durchschnittswerte der Männer in die Betrachtungen ein. Erst vor einigen Jahren wurde beispielsweise erforscht, dass Frauen andere Symptome bei Herzinfarkten aufweisen als Männer. Ferner ist es kein Geheimnis, dass Männer öfter Führungspositionen bekleiden und politische Ämter innehaben, was maßgeblich dazu beiträgt, dass auch in den Gremien die Meinungen der Männer forciert werden und in den Fokus der Debatten und Diskurse rücken. Zusätzlich kommen zu allen ohnehin schon bestehenden Benachteiligungen stereotypische Rollenbilder hinzu, die es den Frauen nicht unbedingt leichter machen. Frauen sind heutzutage noch häufig subtil sexistischen oder stereotypischen Bemerkungen ausgesetzt, die sie in ihrer Rolle als Frau herabwürdigen.“

Ein weiteres großes Themenfeld der Ungleichheit macht laut Ozanna geschlechtsspezifische Gewalt aus, die von Männern gegenüber Frauen ausgeht. Es gibt diverse Formen von Gewalt, mit denen Männer gegenüber Frauen ihre Macht demonstrieren. „Und besonders wütend macht es mich, dass das oftmals in den eigenen vier Wänden stattfindet, in denen die Frauen eigentlich einen geschützten und sicheren Ort vorfinden sollten“, so die Gleichstellungsbeauftragte.

Besondere Aktion des Landkreises zum Internationalen Frauentag
Seit dem 25. November 2022 steht eine von den Jugendwerkstätten der Wesermarsch gebaute, orangefarbene Bank im Foyer des Braker Kreishauses. Anlässlich des Internationalen Tages zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen (25. November) und im Rahmen der „Orange The World“-Kampagne (die Farbe Orange steht für eine Zukunft OHNE Gewalt gegen Frauen) setzt der Landkreis Wesermarsch damit aktiv ein Zeichen für die Beendigung der Gewalt gegen Frauen und Mädchen und sendet die Botschaft aus: „Hier ist kein Platz für Gewalt gegen Frauen!“
Zwischen dem 25. November 2022 und dem 1. Februar 2023 konnten entsprechend alle interessierten Menschen, die sich gemeinsam mit der Kreisverwaltung für das Thema stark machen, ein Foto von sich auf der Bank beim Referat für Gleichstellungsfragen einreichen und daraus wurde nun für den Internationalen Frauentag ein Plakat erstellt. „Es freut uns sehr, dass so viele Menschen an der Aktion teilgenommen haben, sich mit betroffenen Frauen solidarisieren und mit uns gemeinsam ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen setzen“, ist Maren Ozanna glücklich über die große Resonanz aus der Bevölkerung. „Ziel ist es, möglichst viele Menschen für dieses Thema zu sensibilisieren und darauf aufmerksam zu machen. Es ist uns zum einen ein Anliegen, dass das Thema weiter aus der Tabuzone herausgeholt wird, und zum anderen möchten wir Menschen anregen, darüber zu sprechen und die Gewalt so sichtbar zu machen. Nur so kann sich etwas an den Strukturen verändern“, ist Ozanna überzeugt.

Um die benannten Ziele zu erreichen, wurden in verschiedenen Einrichtungen in der gesamten Wesermarsch rund um den Internationalen Frauentag Plakate mit Telefonnummern der Anlaufstellen aufgehängt, um für Betroffene oder Angehörige sichtbar zu machen, dass es in der Wesermarsch Hilfsangebote gibt, die dabei unterstützen, aus der Gewaltspirale auszubrechen. „Denn auch hier im Landkreis gibt es eine hohe Fallzahl von Menschen, die Häusliche Gewalt erfahren“, sagt Ozanna mit Blick auf die Fallzahlen, die im letzten Jahr erneut angestiegen sind.
Ferner müsse in diesem Kontext auch das Dunkelfeld bedacht werden, betont die Gleichstellungsbeauftragte. Denn aus der letzten repräsentativen Umfrage des Bundeskriminalamtes zum Dunkelfeld gehe hervor, dass viele Betroffene sich aus Angst und Scham an keine Beratungsstelle wenden oder gar nicht wissen, dass es diese Möglichkeit überhaupt gibt. Des Weiteren geben Betroffene in der Studie an, dass sie annehmen, dass ihnen dort ohnehin nicht weitergeholfen werden könne. „Um genau diese Befürchtungen zu entkräften, muss die Gesellschaft für dieses Thema sensibilisiert werden“, resümiert Maren Ozanna, die sich im Namen des Referats für Gleichstellungsfragen bei allen Menschen bedankt, „die uns unterstützt und an der Aktion teilgenommen haben“. Auf den Fotos zu sehen sind neben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kreisverwaltung sowie aus den Beratungsstellen unter anderem Politikerinnen und Politiker der Wesermarsch, die Gleichstellungsbeauftragten sowie Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Städte und Gemeinden, Bedienstete der Schulen, der Polizei und der Feuerwehr, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisvolkshochschule sowie Bürgerinnen und Bürger. Einen besonderen Dank richtet die Gleichstellungsbeauftragte an die Jugendwerkstätten der Wesermarsch, die mit der Schaffung der Bank erst den Grundstein für die aktuelle Aktion gelegt haben.

Historie des Internationalen Frauentages
Initiiert wurde der Tag 1908 durch Frauen der Sozialistischen Partei Amerikas. Sie forderten das Frauenstimmrecht ein. Nachdem der erstmalig stattfindende Frauentag 1909 in Amerika gelungen war, wurde dieser Tag anschließend im Jahr 1910 bei der 2. Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen von der deutschen Sozialistin Clara Zetkin (1857-1933) thematisiert und von den Anwesenden die Einführung 1911 beschlossen. Somit fand der Internationale Frauentag in Deutschland erstmalig am 19. März im Jahr 1911 statt. Er basiert also auf dem Kampfgeist jener Frauen. Das Ziel der Frauen bestand darin, die Gleichberechtigung voranzubringen, die Emanzipation der Arbeiterinnen zu forcieren sowie das Wahlrecht der Frauen zu erreichen. Erst zehn Jahre später wurde der Frauentag bei der 2. Internationalen Konferenz kommunistischer Frauen in Moskau auf den 8. März datiert und findet seitdem an diesem Datum statt.

Die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Wesermarsch, Maren Ozanna, setzt mit ihrer Plakataktion rund um die orangene Bank ein klares Zeichen gegen Gewalt an Frauen.