Weltweiter Aktionstag gegen Gewalt an Frauen – Programm auch in der Wesermarsch

Jährlich findet am 25. November der internationale Aktionstag gegen Gewalt an Frauen statt. Dieser basiert auf der Ermordung der drei Mirabal Schwestern aus der Dominikanischen Republik am 25.11.1960. Die Schwestern kämpften für politische Freiheit im Land. Dass dieser Aktionstag nach wie vor von großer Relevanz ist, zeigen seit Jahren die Statistiken des Bundeskriminalamtes auf, aus denen hervorgeht, dass jedes Jahr bundesweit mehr als 100 Frauen die Gewalt des Partners oder Expartners nicht überleben – fast jeden dritten Tag findet somit in Deutschland ein Femizid statt. Ferner erlebt jede dritte Frau in ihrem Leben mindestens einmal körperliche und/oder sexualisierte Gewalt. „Erschreckend ist, dass diese Zahlen in den letzten Jahren stetig angestiegen sind – und hierbei handelt es sich nur um das Hellfeld, die Dunkelziffer wird um einiges höher geschätzt“, berichtet Maren Ozanna, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Wesermarsch. Gewalt gegen Frauen könne in verschiedensten Formen auftreten und richte sich gegen alle Frauen, fügt sie hinzu und betont dabei: „Gewalt an Frauen lässt sich nicht auf bestimmte soziale Milieus zurückführen.“  Vor dem geschichtlichen Hintergrund und der seit Jahren alarmierenden Zahlen in Deutschland, organisiert die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises gemeinsam mit ihrem Team und verschiedenen Kooperationspartnern zum internationalen Aktionstag ein entsprechendes Programm, um die Öffentlichkeit auf die Thematik aufmerksam zu machen und zu sensibilisieren – so auch in diesem Jahr wieder.

Fahnenaktion
Für alle sichtbar ist die Teilnahme des Landkreises an der jährlich wiederkehrenden Fahnenaktion. Die Fahne wird sowohl beim Kreishaus wie auch bei den Rathäusern der Wesermarsch-Kommunen am Freitag, 24. November, fürs gesamte Wochenende gehisst. Die Intention dabei ist neben der Solidarisierung mit den von Gewalt betroffenen Frauen auch die Zeichensetzung, dass Gewalt gegen Frauen nicht toleriert wird.

Brötchentütenaktion
Vielen Wesermärschlerinnen und Wesermärschlern bekannt sein dürfte die Brötchentütenaktion. Bereits zum siebten Mal beteiligen sich die hiesigen Bäckereibetriebe daran und liefern bereits ab dem 24. November unter dem Titel „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ Brötchen in einer optisch entsprechend gestalteten Tüte aus. Mitgetragen wird die Aktion in der Wesermarsch von der Arbeitsgemeinschaft der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten, der Kreishandwerkerschaft sowie den Präventionsräten der Städte und Gemeinden. Die Organisation obliegt dem Referat für Gleichstellungsfragen des Landkreises. „Erneut haben die Beraterinnen der Beratungs- und Interventionsstelle LaWeGa für einen reibungslosen Ablauf gesorgt. Insgesamt wurden rund 32.000 Tüten gezählt, verpackt und an 57 Bäckereifilialen sowie an die Tafeln ausgeliefert“, skizziert Maren Ozanna das beachtliche Volumen, welches die Brötchentütenaktion inzwischen eingenommen hat. Zum Vergleich: Im ersten Aktionsjahr waren es noch 25.000 Tüten, die von 40 Bäckereien ausgegeben wurden.

„Nahezu alle Bäckereien und -filialen in der Wesermarsch beteiligen sich in diesem Jahr an der Aktion und nehmen dafür auch den organisatorischen Mehraufwand in Kauf. Dafür möchten wir uns bei allen Beteiligten ganz herzlichen bedanken“, so die Gleichstellungsbeauftragte.

Plakataktion
Neu in diesem Jahr ist die Plakataktion in Nordenham. „Wir haben in zwei Straßen in Nordenham themenbezogene Plakate aufgehängt, die zum einen Menschen zum Thema Gewalt gegen Frauen sensibilisieren sollen, aber zum anderen auch noch einmal aufzeigen, wo in der Wesermarsch Unterstützung gefunden werden kann. Dadurch erhoffen wir uns, noch einmal eine andere Zielgruppe erreichen zu können“, nennt Maren Ozanna die Intention der neuen Maßnahme.

Filmvorführung mit Ausstellung und themenbezogenem Austausch
Abgerundet wird das diesjährige Aktionsprogramm von der Filmvorführung im Centraltheater Brake am Freitag, 24. November, um 18 Uhr. Hier zeigt das Referat für Gleichstellungsfragen sowohl die Ausstellung „Loverboy (das Geschäft mit der großen Liebe)“ wie auch den thematisch dazu passenden Film „Ich gehöre ihm“. Im Anschluss findet mit der Erstellerin der Ausstellung, Sinur Aziz, ein themenbezogenes Austauschgespräch statt, in dem einzelne Filmsequenzen und die Ausstellung fokussiert werden. Inhaltlich geht es sowohl im Film als auch in der Ausstellung um die so genannte „Loverboy“-Masche, bei der die männlichen Täter den betroffenen Frauen und Mädchen die große Liebe vorspielen. Meistens sind dies junge und minderjährige Frauen, die später zur Prostitution gezwungen werden. Das gelingt den Tätern, indem sie die Frauen über Wochen und Monate hinweg emotional an sich binden und so ein Abhängigkeitsverhältnis aufbauen. Durch diese emotionale Bindung haben die Betroffenen kaum eine Chance, der gewaltvollen Unterdrückung des Täters zu entkommen. Die gesamte Veranstaltung im Centraltheater samt Filmvorführung, Ausstellung und Austauschgespräch ist kostenfrei und richtet sich an alle interessierten Frauen und Männer. Eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich.

Orangene Sitzbank
Des Weiteren platziert der Arbeitskreis gegen Gewalt an Frauen des Präventionsrates Nordenham am Sonnabend, 25. November, zwischen 10 und 12 Uhr die orangefarbene Sitzbank in der Nordenhamer Fußgängerzone. Dort findet dann unter anderem mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Nordenham, Karin Windheim, eine Fotoaktion statt. Außerdem bieten die Serviceclubs eine Kinoveranstaltung am 29. November im Filmpalast Nordenham an.

Beratungsstelle LaWeGa
Die Beratungsstelle LaWeGa (Landkreis Wesermarsch gegen Gewalt an Frauen) besteht seit dem Jahr 2003 in Trägerschaft des Landkreises Wesermarsch und berät und unterstützt Betroffene von häuslicher Gewalt sowie deren Angehörige. Vergangenes Jahr wurden mehr als 300 Fälle durch die Mitarbeiterinnen von LaWeGa betreut. Unterstützung erfahren die Betroffenen durch Gespräche und Informationen zum Gewaltschutzgesetz durch die Fachberaterinnen. LaWeGa ist zudem mit dem bundesweiten Hilfetelefon (08000 116 016) vernetzt, das rund um die Uhr telefonische Hilfe für Betroffene von Gewalt anbietet. Wer Unterstützung benötigt, kann auch unter Telefon 04401/ 927436 oder per Mail an lawega@wesermarsch.de Kontakt mit der Beratungsstelle LaWeGa Kontakt aufnehmen. Die Beratung ist kostenlos, anonym und vertraulich.