Unter dem Dach des Kreishauses in Brake hat am Mittwoch die 6. Pflegekonferenz des Landkreises Wesermarsch stattgefunden. Mehr als 40 Fachleute aus dem Gesundheitswesen, der stationären und ambulanten Pflege, der Kreisverwaltung sowie Vertreterinnen und Vertreter relevanter Dienste kamen zusammen, um sich intensiv zu aktuellen Herausforderungen und Zukunftsperspektiven in der Pflege auszutauschen. Ein lang gehegter Wunsch wird schon bald erfüllt: Der Landkreis Wesermarsch bekommt ein Pflegeregister.
Die Einführung des Registers kündigte Peter Deyle, Kreisverbandsgeschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes, für September an. Pflegebedürftige Bürgerinnen und Bürger sollen dann die Möglichkeit erhalten, sich freiwillig zu registrieren. Im Falle von Krisen oder Katastrophen – etwa bei Stromausfällen, Hochwasser oder Evakuierungen – können Hilfs- und Rettungskräfte so schnell erkennen, wo besonders schutzbedürftige Personen leben und gezielt Hilfe leisten.
Peter Deyle verwies in diesem Zusammenhang auf das mehrjährige Projekt „LifeGRID“, welches vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt gefördert wird. Darin entwickeln Organisationen und Institutionen Maßnahmen und Notfallpläne für den Bereich der pflege- und hilfebedürftigen Menschen in der Wesermarsch. Das Pflegeregister ist dabei ein wesentlicher Baustein. „Wir haben die Notwendigkeit eines solchen Registers schon lange erkannt und im Projekt LifeGRID eine Lösung entwickelt“, erklärte Peter Deyle. Zu den Vollpartnern von LifeGRID gehören neben dem Landkreis die Jade Hochschule, der DRK-Kreisverband Wesermarsch, das Institut für Gefahrenabwehr, der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband, die Großleitstelle Oldenburger Land und die Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e. V.
Weiterhin große Sorgen bereitet den Pflegediensten der bestehende Fachkräftemangel. In einem eigenen Workshop stellten mehrere Einrichtungen fest, wie erfolgreich die Personalgewinnung über soziale Netzwerke sein kann. Grundlage war eine kürzlich abgeschlossene Kampagne im öffentlichen Personennahverkehr, die die Kreisverwaltung gemeinsam mit vier Busunternehmen und einer Agentur initiiert hatte. Die Kampagne hatte 420 Bewerbungen gebracht, wodurch der Personalbedarf bei den beteiligten Busunternehmen gedeckt werden konnte. Die Pflegedienste prüfen nun, ob sie eine ähnliche Social-Media-Kampagne nach diesem Vorbild ins Leben rufen, um neue Fachkräfte für die Pflege zu gewinnen.
In Impulsvorträgen ging es um die Entwicklung barrierefreier und altengerechter Wohnräume. So skizzierte Regina Neuke, Geschäftsführerin der Wohnungsbaugesellschaft Wesermarsch und Braker Wohnbau GmbH, ihre Pläne, zusätzliche inklusive Wohnräume in Ovelgönne zu schaffen und bestehende Baubestände in Brake barrierefrei umzubauen. Diese Maßnahmen sollen die Selbstständigkeit und Lebensqualität älterer sowie pflegebedürftiger Menschen erhöhen und den Verbleib in der gewohnten Umgebung ermöglichen.
Kreisrätin Sindy Nestler würdigte das Engagement aller Beteiligten und betonte die Bedeutung der Vernetzung: „Nur im Dialog und durch gemeinsames Handeln lassen sich die vielfältigen Herausforderungen in der Pflege stemmen. Die Pflegekonferenz ist dafür ein unverzichtbares Forum.“
Die nächste Pflegekonferenz findet im November 2025 statt und wird sich schwerpunktmäßig mit der Entwicklung von Hitzeschutzmaßnahmen für pflegebedürftige Menschen befassen.