Gleichstellung

Projekte

Referat für Gleichstellungsfragen
- Frauenbüro -
Poggenburger Straße 15, 26919 Brake

Maren Ozanna
Gleichstellungsbeauftragte
Telefon: 04401 927-288
E-Mail: gleichstellungsbeauftragte@wesermarsch.de
Sekretariat:
Stefanie Wöbken
Telefon: 04401 927-366

Sprechzeiten:
Montag - Freitag nach Vereinbarung.

Wanderungsverhalten von Frauen

Die Abwanderung junger Menschen aus ländlichen Regionen ist ein bundesweites Phänomen, das besondere soziale, ökonomische und demographische Herausforderungen mit sich zieht.

In der Wesermarsch kommt verschärfend hinzu, dass besonders junge Frauen den Landkreis verlassen – in der Zeit zwischen 2006 und 2010 sogar überproportional häufig. Diese prekäre Lage nahm das Referat für Gleichstellungsfragen zum Anlass, FORUM Huebner, Karsten und Partner erstmalig im Jahr 2013 mit einer umfassenden demografischen Analyse zum Wanderungsverhalten von Frauen zu beauftragen.

Anschließend wurden in einem Workshop mit VertreterInnen aus Verwaltung, Politik und Gesellschaft Handlungsfelder und Maßnahmen erarbeitet, die den Wegbruch der Frauen langfristig abmildern können.

Um eine kontinuierliche Beobachtung der Situation und ein frühzeitiges Erkennen von Trends und Entwicklungen zu gewährleisten, wurden in den Jahren 2015 und 2018 erneut Analysen erstellt.

Wesentliche Ergebnisse der drei Berichte und des Workshops werden im Folgenden kurz zusammengefasst.

Analysen
zum Wanderungsverhalten von Frauen im Landkreis Wesermarsch

>> Langfassung des Berichtes

Die ab 2011 beobachtbare positive Trendwende setzte sich nach Veröffentlichung des zweiten Berichtes fort. Zuwanderungsgewinne, die in engem Zusammenhang mit dem sprunghaften Zuwachs geflüchteter Menschen stehen, konnten den anhaltend hohen Sterbeüberschuss in der Wesermarsch (vorerst) kompensieren. Die differenzierte Betrachtung nach Nationalitäten zeigt allerdings, dass die Abwanderungszendenzen deutscher Mädchen und Frauen wieder zugenommen haben. Ein leichter Anstieg ist beim Zuzug von Familien zu verzeichnen. Neben dem Anstieg Geflüchteter könnte hier der überhitze Wohnungsmarkt in den größeren Oberzentren der Region und das dementsprechende Ausweichen auf Randgebiete eine Rolle spielen.

In einem Vertiefungsteil wird auf die Beschäftigungssituationen von Frauen im Landkreis eingegangen. Der industrielle Schwerpunkt der Wesermarsch führt dazu, dass männliche Beschäftigte die regionale Arbeitsplatzstruktur in hohem Maße prägen. Allerdings sind die Anfänge eines behutsamen Wandels erkennbar: Der Beschäftigtenanteil von Frauen im produzierenden und verarbeitenden Gewerbe hat sich – besonders aufgrund der jüngeren Generation – leicht erhöht. Dies schlägt sich auch in der Auswertung der Auszubildenden-Daten nieder, die ein leicht gestiegenes Interesse junger Frauen an klassischen Männerberufen zeigen. „In wieweit hier tatsächlich eine nachhaltige Umorientierung und Öffnung einsetzt, wird sich in Zukunft beweisen müssen.“ (S.26)

Die Auswertung der Pendlersalden ergab, dass Frauen über alle Branchen und Altersgruppen etwas bis deutlich häufiger als Männer zum Pendeln gezwungen sind. Besonders betroffen sind junge Frauen und weibliche Angestellte im Dienstleistungsbereich.

>> Langfassung des Berichtes>> Präsentation Wirtschaftsausschuss 2015

Die zwischen 2006 und 2010 auftretenden, drastischen Wanderungsverluste in der weiblichen Bevölkerung der Wesermarsch haben sich ab 2011 deutlich verbessert. Eine leicht rückläufige Abwanderung junger Frauen zwischen 18 und 24 Jahren – die allerdings nach wie vor besonders im Vergleich zu ihren männlichen Altersgenossen stark zum Wegzug tendieren – wirkte sich ebenso wie die gestiegene Familienzuwanderung positiv auf die Bilanz aus. Nach wie vor verlassen Frauen vor allem die ländlichen Kommunen Stadland, Jade und Butjadingen.

In einem Exkurs werden Handlungsstrategien anderer (ländlicher) Regionen beleuchtet. Zwar können ebd. in vielen Bereichen nicht mit den Annehmlichkeiten städtischer Gebiete mithalten – besonders, was die Infrastruktur angeht – allerdings haben Aspekte wie die „‚gefühlte Lebensqualität‘, ausgeprägte Heimatbindung und das Vorhandensein vielfältiger (persönlicher, familialer, betrieblicher) Netzwerke“ (S.24) u. U. eine ausgleichende Wirkung. „Die Nähe, Überschaubarkeit und Vertrautheit eines Landkreises bzw. einer Region bietet hier – gerade auch für die Lebensphase der Familiengründung attraktive Rahmenbedingungen.“ (ebd.)

Beispielhaft genannt werden der Landkreis Vechta und das Emsland. Ersterer hat mit den kreisangehörigen Gemeinden einen sog. Demografie-Pakt entwickelt, dessen Ziele u. a. auf Familienfreundlichkeit und lebenslangem Lernen fußen. Die Schaffung bedarfsgerechter Infrastruktur- und Betreuungsangebote sind ebenfalls enthalten. Das zweite Beispiel ist die „Rückkehrer-Aktion“ des Emslandes, in deren Rahmen die Weihnachtsbesuche genutzt werden, um mit beruflichen Perspektiven der Heimat zu werben.

>> Langfassung des Berichtes>> Präsentation Wirtschaftsausschuss 2013

Die signifikanten Wanderungsverluste weiblicher Personen sind auf die starke Abwanderung junger Frauen zwischen 18 und 24 Jahren und ausbleibende Familienzuzüge zurückzuführen. Innerhalb des Landkreises sind besonders ländlich strukturierte Kommunen (Stadland, Jade, Butjadingen) betroffen. Es deutet einiges darauf hin, dass vor allem Frauen mit höheren Bildungsabschlüssen den Landkreis verlassen („Braindrain“). Als wesentlicher Grund für die Abwanderung wurde die Arbeitsplatz- und Ausbildungssituation im Landkreis genannt, der mit einer stark industriell geprägten Wirtschaftsstruktur offenbar keine ausreichende Zukunftsperspektive für viele Frauen bietet. „Überdurchschnittliche Arbeitslosigkeit von Frauen in der Wesermarsch, niedrige weibliche Beschäftigten- und Auszubildenden-Quoten und eine unverändert große Zurückhaltung weiblicher Personen hinsichtlich einer Tätigkeit im produzierenden und verarbeitenden Gewerbe untermauern die These.“ (S. 34) Besonders stark orientieren sich junge Frauen zwischen 18 und 24 Jahren dabei in die benachbarten Oberzentren Oldenburg und Bremen, während ältere Frauen zwischen 30 und 49 Jahren (und deren Familien) vor allem in den Landkreis Friesland ziehen. Andere Aspekte wie das Wohnraumangebot, Kinder- und Familienfreundlichkeit, kulturelle Angebotsvielfalt oder die Identifikation mit der Wesermarsch spielen vermutlich ebenfalls eine Rolle bei der Abwanderungsentscheidung.

Ergebnisse des Workshops
>> Protokoll

Im Rahmen des o. g. Analyseberichtes wurden vier Handlungsfelder identifiziert, die als Grundlage für einen im Frühjahr 2013 stattfindenden Workshop dienten, an dem sich Akteure aus Politik, Verwaltung und Gesellschaft beteiligten.

1.) Zukunftsentscheidungen von (jungen) Frauen noch besser verstehen!

Der geringen Identifikation junger Frauen mit dem Landkreis soll durch bessere und möglichst früh ansetzende Integration der Mädchen entgegengewirkt werden. Einbindungsstrategien und -konzepte sollten dabei, optimalerweise unter Hinzuziehung von Vertreterinnen aus der Zielgruppe, gemeinsam mit Institutionen und Akteuren vor Ort entwickelt werden.

2.) Berufsperspektiven für (junge) Frauen verbessern!

Weibliche Personen tendieren statistisch gesehen eher zu beruflichen Tätigkeiten im Dienstleistungssektor. Die industriell/handwerkliche Prägung des Landkreises ist dementsprechend für viele Frauen wenig attraktiv. Eine Reaktionsmöglichkeit wäre das (frühzeitige) Begeistern der Mädchen für regionalspezifische Jobangebote und Tätigkeiten. Die Schaffung günstiger Rahmenbedingungen für die Ansiedlung von Dienstleistungsunternehmen in der Region wird ebenfalls als Möglichkeit genannt.

3.) Vereinbarkeit von Beruf und Familie fördern!

Als besonders problematischer Faktor in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf werden die Engpässe bei Betreuungsangeboten für Kinder gesehen. Um die Situation zu verbessern, wären der Auf- und Ausbau betrieblicher Betreuungsangebote sowie der Möglichkeiten zur Heimarbeit denkbar. >> Koordinierungsstelle Frauen & Wirtschaft

4.) Attraktivität und Identifikationswirkung des Landkreises steigern!

Auf Grundlage einer eingehenden Analyse der Bedürfnisse junger Frauen, sollten passende Vermarktungsstrategien und -instrumente entwickelt werden, die durch eine gezielte Kommunikation nach außen und innen Zuzugs- und Bleibeimpulse schaffen. Die Verbesserung der Mietsituation könnte durch eine entsprechende Sensibilisierung der Wohnungsbaugesellschaft initiiert werden.