Bundesministerium gibt mit Förderbescheid den Startschuss/Landkreis in führender Rolle
Wesermarsch. Wie werden pflegebedürftige Menschen im Katastrophenfall aus lebensbedrohlichen Situationen in Sicherheit gebracht? Wie sind stationäre Pflegeeinrichtungen auf Krisenfälle wie Überschwemmungen und Blackouts vorbereitet? Und wie funktioniert das Zusammenspiel der Häuser mit Rettungs- und Hilfsdiensten? Antworten soll jetzt ein Projekt namens „LifeGrid“ liefern, welches das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt. Der Landkreis Wesermarsch leitet das Projekt, zu dessen Partnern die Jade Hochschule, das Deutsche Rote Kreuz, das Institut für Gefahrenabwehr, die Großleitstelle Oldenburg-Land, der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband sowie die Landesvereinigung für Gesundheit und die Akademie für Sozialmedizin gehören.
„Mit diesem Projekt gehen wir deutlich über bestehende Notfallpläne des Katastrophenschutzes hinaus und bereiten uns strategisch auf die Versorgung hilfebedürftiger Menschen vor, die im Fall einer Überflutung oder energiekritischen Lage in Lebensgefahr wären“, erläutert Matthias Wenholt,
Erster Kreisrat, das Vorhaben.
Die Überlegung: Während Krankenhäuser generell mit Notstromversorgungen und Evakuierungsplänen ausgestattet sind, weisen die meisten Alten- und Pflegeheime und fast alle privaten Wohnungen weder eine Notstromversorgung noch die Möglichkeit einer externen Stromeinspeisung auf. „Schon in der Vorbereitung auf das Projekt haben wir festgestellt, dass ein Zentralregister hilfreich sein kann, pflegebedürftige Personen wie Beatmungs- und Dialysepatienten örtlich und zahlenmäßig zu erfassen, um sie im Krisenfall retten zu können“, so Wenholt.
Welche technischen und kommunikativen Maßnahmen noch erforderlich sind, soll während des vierjährigen Projekts herausgefunden werden. An den Lösungen arbeiten rund 20 assoziierte Partner mit – von freiwilligen Organisationen wie der DLRG bis hin zum Technischen Hilfswerk und Pflegeeinrichtungen. „Am Ende wird ein Strategiekonzept stehen, das auch für andere Landkreise, die vor ähnlichen Fragestellungen stehen, beispielgebend sein wird“, ist Matthias Wenholt sicher. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat den Förderbescheid für das insgesamt rund fünf Millionen Euro teure Projekt kürzlich zugestellt. Der Landkreis partizipiert daran mit 1,5 Millionen Euro, die restlichen Mittel verteilen sich auf die Partner. Unter der Leitung von Prof. Dr. Frauke Koppelin von der Jade Hochschule konnte innerhalb der ersten Konzeptphase gemeinsam bewältigen. Deshalb stellen wir über 30 Millionen Euro zur Verfügung, damit vielversprechende Lösungen aus der zivilen Sicherheitsforschung ihren Weg in die Praxis finden.“
Die Bevölkerung spielt aus Sicht des Parlamentarischen Staatssekretärs dabei eine entscheidende Rolle, denn sie ist nicht nur von Krisen betroffen, sondern trägt maßgeblich zu deren Bewältigung bei. Notfall-Betreuungsplätze für Pflegebedürftige, effektivere Rettung von Menschenleben mit Hilfe von digitalen Technologien, ausfallsichere Kommunikation in der Krise, sichere Innenstädte, eine zeitnahe und umfassende Übersicht über die Lage bei Hochwasser: „Für fünf Kommunen heißt es jetzt, diese neuen Sicherheitskonzepte in der Praxis zu erproben. Ich wünsche allen Beteiligten viel Erfolg“, so Mario Brandenburg.