Hilfe und Rettung beim Blackout: Fachleute spielen Stromausfall in Pflegeeinrichtung durch
Wie ist die Wesermarsch für einen längerfristigen Stromausfall gerüstet, wie ihn jüngst Spanien erlebt hat? Dieser Frage geht das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt „LifeGRID“ nach. Die Akteure entwickeln Maßnahmen und nehmen dafür speziell die Bedürfnisse von pflegebedürftigen Menschen von Lemwerder bis Butjadingen in den Blick. In einem gemeinsamen Treffen mit mehreren Mitgliedern des Katastrophenschutzstabes des Landkreises haben sich die Fachleute von Institutionen und Organisationen jetzt am Beispiel der Ovelgönner Senioreneinrichtung „Haus am Bürgerpark“ mit der Situation befasst.
Heidi Kuhlmann, Leiterin der Pflegeeinrichtung, sprach während des Treffens von einer Win-Win-Situation für alle Beteiligten: „Sie können bei uns üben und wir haben hinterher eine hervorragende Neufassung unseres Notfallplans“, brachte sie ihre Freude über das Treffen zum Ausdruck. Das „Haus am Bürgerpark“ verfügt über 85 Pflegeplätze, aufgeteilt in 18 Doppelzimmer und 49 Einzelzimmer. Im Ernstfall muss beispielsweise die Kühlung von Medikamenten gewährleistet sein oder auch der Betrieb von Beatmungsgeräten. Die Einrichtung verfügt nun im Zuge des Projekts über einen Einspeisepunkt für eine mobile Notstromversorgung, die bei einem Blackout zum Einsatz käme.
Im Rahmen der Installation des Einspeisepunktes wurde der Einrichtungsleiterin richtig vor Augen geführt, was es heißt, wenn ein Alten- und Pflegeheim keinen Strom mehr hat. Für die Installationsarbeiten musste zeitweise der Strom komplett abgestellt werden. „Da haben wir gespürt was es bedeutet, wenn Fahrstühle ausfallen und pflegebedürftige Bewohnerinnen und Bewohner auf den Fluren völlig im Dunkeln stehen“, so Heidi Kuhlmann. „Im Ernstfall würden die Pflegekräfte zunächst die Türen der Zimmer öffnen, damit sich Hilfebedürftige bemerkbar machen können. Denn die Klingel würde ja nicht mehr funktionieren“, erklärt sie. Welche Maßnahmen konkret entwickelt und ergriffen werden, erörtert sie gegenwärtig mit Fachleuten des DRK-Kreisverbands Wesermarsch, die im LifeGRID-Projekt mitarbeiten und für diese und die anderen Einrichtungen in der Wesermarsch gemeinsam mit dem Institut für Gefahrenabwehr (IfG) Notfallpläne erstellen.
„Es sind genau diese Fragen, auf die wir im Rahmen von LifeGRID Antworten liefern wollen: Wie erreiche ich bei einem Stromausfall das erforderliche Personal? Wie kann jeder selber für den Blackout vorsorgen, also auch jene, die zu Hause von Angehörigen gepflegt werden? Und vor allem: Wie kommunizieren wir mit der Öffentlichkeit und welche speziellen Bedürfnisse müssen in Notfallplänen berücksichtigt werden?“, sagt Matthias Wenholt, Erster Kreisrat. Als Leiter des Katastrophenschutzstabes und Verbundkoordinator des LifeGRID-Projekts hat er ein besonderes Interesse an konkreten Ergebnissen.
„Wir wollen Antworten liefern, von denen am Ende unserer Arbeit auch andere Landkreise und Pflegeeinrichtungen bundesweit profitieren können.“ Dazu beitragen soll auch eine Großübung, die Matthias Wenholt für das Jahr 2027 in der Wesermarsch ankündigt.
Das „LifeGRID“-Projekt ist im Oktober 2023 gestartet und endet am 30. September 2027. Zu den Vollpartnern gehören neben dem Landkreis die Jade Hochschule, der DRK-Kreisverband Wesermarsch, das Institut für Gefahrenabwehr, der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband, die Großleitstelle Oldenburger Land und die Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e. V. Zu den zahlreichen Aktionen des Projekts zählen unter anderem öffentliche Informationsveranstaltungen und der Hochwasserschutztag, der nach der Premiere im vergangenen Jahr erneut in 2026 stattfinden soll.