LifeGRID: Netzwerktreffen aus Forschung und Praxis in Oldenburg

Effektiver Katastrophenschutz muss gut vorbereitet sein. Vergangene Woche kamen von Mittwochabend bis Donnerstagmittag die Fachleute, Projektpartner und assoziierten Partner des Projekts LifeGRID zum dritten Verbundtreffen in Oldenburg zusammen, um Arbeitsergebnisse zu diskutieren, sich gegenseitig auf den neusten Stand zu bringen und Abläufe zu synchronisieren. Organisiert wurde das Verbundtreffen seitens des Projektpartners Jade Hochschule. Mit dabei waren auch Vertreterinnen der Fördergeber des Projektes: das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) sowie das VDI Technologiezentrum GmbH (VDI TZ), das als Projektträger für das Programm „Forschung für die zivile Sicherheit“ fungiert und die Projekte im Wettbewerb SifoLife in der Sicherheitsforschung des Bundes (Sifo.de) betreut.
Im Projekt LifeGRID werden unter anderem an Strategien erarbeitet, wie die der Versorgung von pflegebedürftigen Menschen im Krisenfall (Hochwasser, Blackout etc.) resilienter werden kann.

„Der Austausch der Partner und assoziierten Partner bringt jedes Mal frische Impulse und zeigt immer wieder neue Felder auf, die stärker in den Blick genommen werden sollten“, erläutert Matthias Wenholt, Projektleiter und Erster Kreisrat des Landkreises Wesermarsch. „Gleichzeitig ist es ebenso wichtig, dass das Bundesministerium über den Stand informiert ist und im besten Fall den Kurs bestätigt.“

Neben dem persönlichen Austausch waren die Mitteilungen über den aktuellen Stand in den verschiedenen Arbeitsgruppen ein wichtiger Punkt während des Verbundtreffens. Es wurden aktuelle Fragestellungen an den Stationen zu unterschiedlichen Themen diskutiert, so dass eine aktive Einbindung aller Beteiligten erfolgte und praxisnahe Lösungsansätze erarbeitet wurden. In vielen Aufgabenfeldern gibt es deutliche Fortschritte im Projekt, so etwa in der Zusammenarbeit mit den Alten- und Pflegeheimen, für die das Deutsche Rote Kreuz (DRK) gemeinsam mit dem Institut für Gefahrenabwehr Notfallpläne erarbeitet, um im Ernstfall besser vorbereitet zu sein. Auch die Jade Hochschule unternahm bereits wesentliche Schritte in Richtung der Etablierung des sogenannten Disaster-Nursing in den Lehrplan. „Das Thema Katastrophenschutz und Katastrophenvorsorge in der Pflege, auch Disaster Nursing genannt, wird bei uns in Zukunft ein wichtiger Baustein in der Lehre sein. Die Studierenden sind jetzt schon ganz gespannt“, führt Frau Prof. Dr. Frauke Koppelin, Professorin für Gesundheitswissenschaften an der Jade Hochschule, aus.

Bereichert wurde das Treffen durch den Vortrag von Dr. Marco Krüger, Leitung Sicherheitsethik an der Universität Tübingen zum Thema „Berücksichtigung von Menschen mit Behinderungen im deutschen Bevölkerungsschutz / Inklusiver Bevölkerungsschutz“, dem sich interessierte Nachfragen und eine erhellende Diskussion anschloss.

In den kommenden Monaten werden nun weitere Meilensteine im Projekt bearbeitet, beispielsweise der Aufbau eines digitalen Pflegeregisters, in das Personen eingetragen werden können, die privat gepflegt werden. Diese Informationen liegen den Behörden im Krisenfall bisher nicht vor. Zudem soll die zweite Befragungswelle im Landkreis Wesermarsch zur Resilienz der Bevölkerung in Katastrophen nach den Sommerferien starten.

„In den jeweiligen Arbeitspaketen aller Projektpartner gibt es schon vorzeigbare Ergebnisse“, berichtet Matthias Wenholt anerkennend. „Durch das aufgebaute Netzwerk und den permanenten fachlichen Austausch gelangen wir zu immer mehr Erkenntnissen, die auch für andere Regionen interessant sind. Wir sind auf dem richtigen Weg!“

Der zweite Teil der Tagung für die LifeGRID-Partner stand am Donnerstag und Freitag unter der Überschrift „Krisenkommunikation“ und war in ein Arbeitstreffen aller SifoLife-Projekte, die, wie LifeGRID, durch die Sifo-Life Förderlinie gefördert werden, eingebettet. Der Fokus lag dabei auf akuten Phasen von Krisen – also auf der Kommunikation während einer Krise, nicht auf der Vorbereitung oder Risikovorsorge. Expertinnen und Experten verschiedener Institutionen und Fachrichtungen vermittelten in Fachvorträge wertvolle Einblicke in Strategien und Herausforderungen moderner Krisenkommunikation.

„Je nach Szenario und örtlich betroffenem Bereich ist eine andere Art der Krisenkommunikation geboten, da beispielsweise im Fall eines echten Blackouts keine Möglichkeit besteht, über digitale Kanäle wie Social Media, per E-Mail oder die eigene Website zu informieren“, stellt Matthias Wenholt die besonderen Herausforderungen der Kommunikation in der Krise dar.

Nach dem Treffen ist vor dem Treffen. Zum Ende des Jahres kommen die Vollpartner sowie assoziierten Partner des LifeGRID-Projekts das nächste Mal zusammen, um die Maßnahmen für einen Krisenfall in der Wesermarsch weiter zu verfeinern.

Informationen zum Projekt gibt es auf LifeGRID.de.

Foto: Landkreis Wesermarsch/Beridan

Die Teilnehmenden der verschiedenen Projektpartner trafen sich zum Vernetzen und zum Austausch.

LifeGRID

Der Landkreis Wesermarsch, der mit der Projektleitung betraut ist, die Jade Hochschule, das Deutsche Rote Kreuz, das Institut für Gefahrenabwehr, die Großleitstelle Oldenburg-Land, der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband sowie die Landesvereinigung für Gesundheit und die Akademie für Sozialmedizin setzen gemeinsam ein integriertes Strategiekonzept zur Rettung und Versorgung besonders verletzbarer Personengruppen in flut- und energiekritischen Gefährdungssituationen um. Im Zentrum des Projektes steht die gemeinsam angelegte Resilienzförderung und Sensibilisierung der Bevölkerung in der Modellregion Wesermarsch. Weitere Ziele sind, die stationäre Pflegeeinrichtungen zu ertüchtigen und die Pflegefachkräfte zu qualifizieren und die Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben einzubeziehen.
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) bis zum 30. September 2027 gefördert.